(opa) Das war ein turbulentes Wochenende. Noch bevor der Wiederanpfiff der unterbrochenen Saison anstand, ging mit Dynamo Dresden das erste Team in Quarantäne. Ein örtliches Gesundheitsamt kippt mit einem Verwaltungsakt das ohnehin tönern wirkende Konzept der DFL. Es wird spannend sein zu beobachten, was denn passiert, wenn das kein Einzelfall bleibt. Und wenn viele andere Punkte eintreten, vor denen der Ligaverband gewarnt wurde.

Spätestens, wenn Fans in durchaus erlaubten Mengen vor den Stadien von Ihrem Recht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch machen, spätestens, wenn die eiskalte Schauer erzeugenden Geisterspiele über die Fernseher flimmern und sich der eine oder andere zuschauer fragt, wo denn der Ton hin ist und warum der Reporter so emotional wird oder spätestens dann, wenn die zweite Welle kommt, wird Schluss sein mit dem Unsinn und es würde mich nicht wundern, wenn die DFL für diesen Fall ein fertiges Konzept in der Schublade hätte, wie die Saison zu bewerten ist.

Währenddessen reibt man sich ohnehin beim 1. FC Saarbrücken verwundert die Augen. Der Viertligist steht immerhin im Halbfinale des DFB Pokals und darf im Gegensatz zu den Bundesligisten weder Trainings- noch Spielbetrieb aufnehmen. Wettbewerbsnachteil ist da nicht nur ein Wort, es wird plötzlich greifbar, dass das mit sportlichem Wettbewerb nichts mehr zu tun hat. Aber man hat uns ja jahrelang einhämmern wollen, dass das ja Unterhaltungsindustrie sei. Also warten wir darauf, dass die ersten Spieler im mit Pailletten besetzten Smoking die Showtreppe heruntersteigen, während das Radiosymphonieorchester die Musik spielt, zu der das Fernsehballett tanzt?

Früher war mehr Lametta, heute gibt’s Schlauchbootlippen ausgemusterter Wetterhupfdolen, deren einzige Qualifikation das fehlerfreie Ablesen des Teleprompters zu sein scheint statt ausgebildeter Ballerinas. Heute pöbelt sich Loddar über die Bildschirme statt dass Hans-Joachim Kuhlenkampff seine bezaubernde Assistentin vor laufender Kamera auf eine Art anschmachtet, die heute einen veritablen Shitstorm und eine handfeste #metoo Debatte auslösen würde. Ach, ich schwelge so schön in Erinnerungen in einer retrospektiv sorglos erscheinenden Zeit, in der es auch so etwas wie Sendeschluss gab. Nach dem Lied der Deutschen mit Bildern aus Helgoland. Heute scheint das undenkbar.

Apropos undenkbar: Immer, wenn man denkt, nun ist man durchs Tal durch, nimmt bei Hertha die Talfahrt noch einmal richtig Schwung auf. Dachte man, nach dem Theater um Klinsmann ginge es nicht mehr schlimmer, serviert uns der Investor eine nicht ganz unumstrittene Personalie als seinen Vertreter im Aufsichtsrat. Jener Jens Lehmann, der in seiner Karriere auf dem Platz rein sportlich betrachtet ein großer Torhüter war, abseits des Platzes durch einige Sonderlichkeiten wie diese auffiel und dessen Karriere danach aber irgendwie nicht so recht zünden wollte, soll also die Interessen von Tennor im Aufsichtsrat der KGaA vertreten.

Während es der eine oder andere als erfrischend ansieht, dass bei Hertha neuer Schwung hineinkommt, fragen sich andere, was sie verbrochen haben, um das erdulden zu müssen. Immerhin ist nach Wochen mit bisweilen quälend langen Diskussionen über fußballfremde Themen nun endlich wieder wenigstens etwas fußballnahes Gesprächsthema. Wie beurteilt ihr die Personalie Lehmann?

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Und sonst bei Hertha? Da hat man sich in sein Quaratänehotel am Breitscheidplatz zurückgezogen und fährt geschlossen von dort zum Training und wieder zurück. Am Samstag werden wir Antworten auf unsere Fragen bekommen. Wie geht die Mannschaft mit der Situation um? Wie stellt Labbadia auf? Wie wirkt so ein Geisterspiel auf die Zuschauer? Und wo wir gerade bei Fragen sind: Wie erlebt ihr denn die Wiederaufnahme des Spielbetriebs?

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Egal, ob, wann, wo und wie ihr guckt, bleibt gesund und bleibt blau-weiß.

HaHoHe, Euer Opa