(opa) Da ist man auf alles vorbereitet und dann fehlt ein kleines Detail, um voranzukommen. So ging es uns heute und wir mĂŒssen den Umzug auf die neue Plattform nochmal verschieben. Ich verspreche Euch aber, es kommt bald đ #geduld
Apropos drei: Die drei Punkte hat sicher jeder gut verdaut, man ist in der Tabelle mehr als drei Punkte von den RelegationsplĂ€tzen weg und weniger als drei Punkte vom Stadtrivalen entfernt und das alles vor Spieltag drei der RĂŒckrunde. Wir sind also in guter Gesellschaft.
Beim Stichwort guter Gesellschaft fĂ€llt mir im Kontext mit Hertha immer mein vorĂŒbergehender Co-Autor Knut Beyer ein, der u.a. “111 GrĂŒnde, Hertha BSC zu lieben” geschrieben hat und seine Liebe zu unserem Verein auf sehr authentische Weise lebt. Er hat sich der Faninitiative fĂŒrs neue Stadion angeschlossen und ich hab mit ihm gesprochen. Da Knut gern und ausfĂŒhrlich redet, serviere ich Euch das Interview auch in bis zu drei Teilen đ
Interview Teil 1/3
Wie habt ihr Euch zusammengefunden und wie viele seid ihr?
Wir sind eine Gruppe von 18 Herthanerinnen und Herthanern. Als ich fĂŒr mich beschlossen hatte, meine Freizeit auf lange Zeit dem Stadionthema zu widmen, habe ich versucht, möglichst viele verschiedene Hertha Fans zusammen zu bringen. Im Ăbrigen nicht nur Stadionneubau-BefĂŒrworter, sondern auch Fans, die das Olympiastadion prĂ€ferieren. Es ging darum, das Feld zu sondieren, um möglichst viele Meinungen zu hören und Befindlichkeiten zu erkennen.
Der Hauptimpuls war aber, dass ich den Eindruck hatte, die Politik und Hertha reden aneinander vorbei. Auch fĂŒhlte ich mich als Fan nicht mitgenommen. Da dachte ich mir, der Prozess kann durchaus eine Faninitiative vertragen. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, den Prozess wieder zu beleben, die Informationen einzusammeln und transparent an die Fans weiterzugeben und es ging darum, Fanbelange sichtbar zu machen. Ich wollte nicht, dass ĂŒber uns bestimmt wird. Ich wollte, dass das Herz und das RĂŒckgrat von Hertha BSC, das sind wir Fans, eingebunden wird und agiert.
Wie oft trefft ihr Euch und wie erfolgt Eure interne Abstimmung?
Wir treffen uns ca. alle 14 Tage, sind aber darĂŒber hinaus bei (hoffentlich) allen Veranstaltungen zum Thema anwesend und bringen uns ein. Wir fĂŒhren GesprĂ€che mit Politik und Hertha.
Jeder Abstimmung geht stets ein lÀngerer Austausch voraus, Infos, Argumente und anderes werden vorgetragen. Erstaunlicherweise haben wir am Ende immer einen tragfÀhigen Beschluss.
Wodurch fĂŒhltet ihr Euch fĂŒr Eure Arbeit legitimiert?
Jeder hat das Recht, sein Fandasein so zu interpretieren und zu leben, wie er es mag. Es gibt die Fans, die konsumieren, es gibt die Fans, die sich immer eingliedern ohne zu murren, es gibt die Fans, die stets meckern – was dem Wesen des Berliners ja sehr nahe kommt – und es gibt Fans, die mitgestalten wollen, die, sofern sie Strömungen erkennen, die schlecht fĂŒr unseren Herzensclub sind oder zu sein scheinen, sich aktiv einbringen. In Fanclubs, in Vereinsgremien oder auch nur im GesprĂ€ch in der Schule, Firma oder auf der StraĂe oder wie Du hier in diesem Blog. Fans sollten sich viel mehr einbringen. Meine Legitimation sehe ich daher darin, dass ich einen Missstand sehe und es fĂŒr mich wichtig erscheint, nicht nur zu delegieren und auf die âda obenâ zu warten, sondern selbst etwas zu tun. Ich habe ein Bild vor mir. Ein Stadion, das auf den RĂ€ngen eine blauweiĂe Hoheit hat. Immer.
Wie war die erste Reaktion des Vereins?
ZunĂ€chst einmal war die Reaktion verhalten zustimmend. Sie wussten ja am Anfang nicht, wie wir ticken, wer wir sind, was wir wollen und vor allem wie verbindlich wir sind. Vor allem aber war uns wichtig, einen gesunden Abstand zu Herthas Entscheidern zu halten. SchlieĂlich wollten wir als das wahrgenommen werden, was wir auch sind â Fans, die sich fĂŒr Fans engagieren und nicht als verlĂ€ngerter Arm der GeschĂ€ftsfĂŒhrung agieren.
Wie ist das VerhÀltnis heute?
Ich denke, wir werden als ernsthafte ErgĂ€nzung des Diskussionsprozesses von Hertha wahrgenommen. Doch das muss man sich regelmĂ€Ăig immer wieder erarbeiten.
Ich halte das VerhĂ€ltnis weitestgehend fĂŒr gut.
Herthas ursprĂŒnglicher Wunschstandort ist an der Tatsache gescheitert, dass der jetzige EigentĂŒmer einer benötigten TeilflĂ€che ohne Ersatzstandort nicht verkaufen wollte. HĂ€ltst Du diese Entscheidung fĂŒr endgĂŒltig?
Ich weiĂ nicht, ob es an dem Ersatzstandort lag. Ich habe den Sinnenwandel bei der 1892 nie ganz verstanden. Da ich andere Möglichkeiten auf dem OlympiagelĂ€nde sehe und wir uns nie auf diesen einen Standort in der SportforumstraĂe festgelegt haben, sehen wir hier keine generelle Absage an das OlympiagelĂ€nde, unabhĂ€ngig davon, ob diese Entscheidung endgĂŒltig ist.
Herthas Kommunikation in Sachen Stadion wurde von Teilen der Ăffentlichkeit und sogar von Fans des Vereins kritisiert. Hast Du dafĂŒr VerstĂ€ndnis?
Ohne da jetzt zu sehr in der Vergangenheit zu wĂŒhlen ist doch eins klar: Wenn ich in knapp drei Jahren meinem Ziel nicht wirklich nĂ€hergekommen bin, kann ich nicht alles richtig gemacht haben. Das haben wir dem Verein natĂŒrlich auch so mitgeteilt. Wir nehmen aber auch wahr, dass es hier beim Verein ein Einsehen gibt und man in der Kommunikation mittlerweile einen Gang zurĂŒckgeschaltet hat bzw. offener geworden ist.
Warst Du im Datenraum, in dem Interessierte seit einigen Wochen Informationen einsehen können, die Hertha nicht an die Ăffentlichkeit geben will?
Ja, das war sehr interessant. Hertha hat auch alle Fragen im Datenraum beantwortet. Auch hier hat Hertha, auch auf unsere Anregung hin, mittlerweile die Informationspolitik verbessert.
Ohne Geheimnisse zu verraten: Was erwartet den interessierten Besucher dort? Wie verlÀuft ein solcher Besuch?
Wir waren mit ca. 10 Personen da. Alle Dateien konnten eingesehen werden. Klaus Teichert war da und hat alles erlĂ€utert. Wer also im Abgeordnetenhaus behauptet, die Finanzierung wĂ€re von Hertha nicht dargestellt worden, war nie im Datenraum. SchlieĂlich war er ja dort monatelang fĂŒr Abgeordnete zugĂ€ngig. Schriftverkehr mit Politik und Genossenschaft. Berechnungen, die ĂŒbrigens sehr konservativ sind. Also keine Harakiri Finanzierung. Aber es empfiehlt sich schon unterschiedliche Professionen um sich zu scharen. Ein Besuch mit Stadtplanern, BWLern und Historikern wĂ€re wahrscheinlich am optimalsten.
Ist dort fĂŒr den in der Sache vorinformierten Besucher mit ĂŒberraschenden Informationen oder mit neuen Erkenntnissen zu rechnen?
Ja, die Finanzierung fand ich z.B. ĂŒberraschend.
Ende Teil 1/3
Lest morgen im zweiten Teil des groĂen Stadioninitiativeninterviews, wenn Knut ĂŒber Standorte, eine Olympiabewerbung, die Kommunikation mit dem Verein und vieles andere spricht.
Jetzt dĂŒrft ihr, ihr ahnt es, auch das “paff” ist heute dreifach, Euren Senf dazu geben.