Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2024, Allgemein, Spieltagsnachlese, Transfers

Jetzt erst recht?

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(opa) Die Relation zwischen Hoffnung (und Versprechen) auf Besserung und Konfrontation mit der harten Realität hat wohl auf viele gewirkt wie ein unvermittelter Schlag in die Magengrube. Man hat für die angespannte Finanzsituation durchaus ambitionierte Transfers getätigt, hat sogar für den neuen Trainer Ablöse gezahlt und der einzige, der Anlass für ein strahlendes Gesicht hatte, war Pal Dardai, der sowohl im Stadion als auch beim U23 Spiel am Sonntag bester Laune gewesen sein soll. Für alle anderen aus dem Herthakosmos war die Stimmungslage trotz sommerlicher Temperaturen eher frostig bis gruselig und dürfte von vielen wie ein kalter Guss empfunden worden sein.

Symbolbild des Saisonstarts war der an Krücken durchs Bild humpelnde Hoffnungsträger. Hertha ist auch unter dem neuen Trainer abhängig von einem fleißigen und gesunden Fabian Reese, der Rest des Kaders ist mit “unrund” noch schmeichelnd umschrieben. Ein kopfballstarker Defensivspieler, der sich zu höherem als zweite Liga berufen fühlt (und auch so verdienen dürfte), reicht nicht, um gegen Mannschaften wie Paderborn zu bestehen. Gefährliche Pässe in die Tiefe, wie sie von Demme zwischenzeitlich zu sehen waren, nutzen nichts, wenn die keiner erläuft.

Nicht umsonst kamen schon während des Spiels “Covic-Vibes” in Erinnerung an Herthas glücklosem Trainer vor wenigen Jahren auf, der für eine offensivere und schönere Spielweise als Nachfolger von Dardai geholt und wegen Nichteintritt der in ihn gesetzten Erwartungen bereits nach 14 Spielen entlassen wurde.

Das Spiel am Sonnabend war weder erfolgreich noch hübsch anzusehen und jeder versteht wohl, dass die Fans enttäuscht sind. Vielleicht braucht auch ein Leistungssportler ab und an eine Niederlage als “Echtbetriebskalibration”, um zu wissen, dass er noch härter kämpfen muss. Denn es ist zu früh, nach nur einem Spiel von einem Fehlstart zu sprechen, aber die meisten unter uns dürften schon länger die alte Dame und die durch solch einen Saisonstart entstehenden negativen Kräfte kennen. Und angesichts der Tatsache, dass man in Sachen Transfers und Finanzen “all in” geht, kann das Motto für die Saison eigentlich nur “Aufstieg oder Untergang” lauten. Diejenigen, die das zu verantworten haben, werden im Zweifel weg sein, wir Fans bleiben mit dem Scherbenhaufen zurück und werden uns Gedanken machen müssen, wie es weitergeht. Und ob überhaupt, sowohl für den Verein als auch für einen selbst.

Insofern hilft ein trotziges “Jetzt erst recht” bei der Ausbildung einer gesunden Resilienz, die es fürs Herthanerdasein nun einmal braucht. Und es gibt ja auch durchaus Anlass dafür, die Hoffnung nicht zu verlieren. Reese soll nächste Woche bereits wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, wie oben beschrieben spielt Demme einen feinen Pass in die Nahtstellen und Defensivverhalten kann man durchaus trainieren. Wäre Tabakovics Pfostentreffer reingegangen, hätten wir ggf. ein gänzlich anderes Spiel gesehen.

Also heißt es aufstehen, Mund abputzen, Staub aus dem Trikot klopfen, Krönchen richten und Kopf hoch. Was soll schon passieren? Immerhin sind wir keine Gelsenkirchener. Und selbst der als Übertrainer gehandelte Jürgen Klopp hat 2014 einmal Paderborn nicht besiegen können. Insofern bewegen wir uns da in bester Gesellschaft. Noch sind 99 Punkte zu holen und als Herthaner stand man schon so oft am Abgrund, dass man sich wegen eines verlorenen Spiels nicht in die Hosen machen muss.

HaHoHe, Euer Opa

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