Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Aller guten Dinge sind drei – Teil 3

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(opa) Ihr seid der Wahnsinn! Eigentlich wollte ich mich zum Jahresende 2019 ein “klein wenig” zurücknehmen in Sachen Hertha und dann ergaben die Umstände, dass unsere Community weiterleben wollte. Die erste Sofortmaßnahme am Unfallort war schnell genauso beliebt wie an den Grenzen des technisch machbaren.

Daher war der Umzug gestern leider noch einmal notwendig und auch wenn vermutlich nicht nur ich zwischendurch geflucht und das Technikteam zwischenzeitlich verflucht habe (keine Sorge, alles gut bei uns), hatten wir es gestern gegen 20:30 Uhr geschafft und Euer Zulauf ist der Wahnsinn.

Auch welche Geduld und Ausdauer einige an den Tag gelegt haben, um hier weiter dabei sein zu können, beeindruckt mich tief und ist Beleg dafür, wie wertvoll für viele unsere Community geworden ist. Mit der Bürde dieser Verantwortung werde ich schon irgendwie umzugehen lernen 😉

Kurz nochmal zur Technik

Anmeldeprobleme: Es gibt ggf. noch Probleme bei dem einen oder anderen, wenn er sich registriert hat und sich dann aussperrt. Im Regelfall passiert dies, wenn ihr statt des gewählten Benutzernamens Eure Mailadresse angebt. Wer sich ausgesperrt hat, wird in der Regel innerhalb weniger Minuten wieder freigeschaltet und kann sich dann anmelden. Euer erster Beitrag wird von uns händisch freigeschaltet.

Umlaute und Leerzeichen im Benutzernamen: Hier stoßen wir an die Systemgrenzen von WordPress. Aus diesem Grund kann jeder bei der Registrierung ODER später in seinen Profileinstellungen einen Spitznamen wählen, in dem man sich mit Leerzeichen und Umlaut schmücken kann. Anmelden müsst ihr Euch aber dennoch mit Eurem Benutzernamen.

Umzug auf die neue Seite: Einige berichten mir per Mail, Whatsapp & Co., dass sie immer noch auf der alten Seite landen. Dafür können wir nichts, wenn Euer Internetprovider den DNS Server noch nicht aktualisiert hat (dafür haben die leider bis zu 24 Stunden Zeit), dann landet ihr auf der disqus Seite, auf der es mittlerweile aber recht einsam ist, die meisten sind ja hier.

Stadioninterview Teil 3

Heute gibt’s den dritten und letzten Teil der großen Stadioninterviewtrilogie mit Knut Beyer. Viel Spaß beim Lesen.

Die vor einigen Monaten gestartete Petition hat die erste Hürde genommen. Dabei kam die zunächst gar nicht von Euch. Wie kam es da zur Zusammenarbeit?

Das ist richtig. Die Petition wurde kurz nach unserem ersten Treffen von Pascal Grimm, der bis dato nicht zu unserer Gruppe gehörte, erstellt. Da wir natürlich ein Interesse daran haben, dass wir die Kräfte für ein neues Stadion bündeln, haben wir Pascal dazu geholt. Da es in unserem Interesse ist, mit allen beteiligten Akteuren eine vernünftige Kommunikation hinzubekommen, haben wir uns gemeinsam dafür entschieden, ein paar kleine Änderungen in der Petition vorzunehmen, ohne natürlich den Grundcharakter der Petition zu verändern. In der Folge haben wir dann die Petition, die bis dato nur online existierte, ins Stadion gebracht und konnten so über 17.000 Stimmen sammeln.

Wie sah die Unterstützung durch Hertha aus?

Hertha BSC hat die Petition logischerweise von Beginn an unterstützt und in den sozialen Medien geteilt. Im Stadion bekamen wir für die Dauer der Unterschriftensammlung Arbeitskarten, damit wir uns frei bewegen konnten. Darüber hinaus war es uns aber immer wichtig, unsere Unabhängigkeit zu betonen. So haben wir beispielsweise die „analoge“ Unterschriftensammlung selbst beworben, anstatt dafür Herthas Reichweite zu nutzen. Das hat zwar sicherlich ein paar Unterschriften gekostet, ist aber für uns essentiell, um sowohl von den anderen Fans als auch von der Politik als unabhängiger und ernstzunehmender Gesprächspartner wahrgenommen zu werden. Eines aber wurde deutlich, der durchschnittliche Hertha Fan ist er ein analog orientierter Mensch.

Wie stellt ihr die Abgrenzung zum Verein und dessen wirtschaftliche Interessen sicher? 

In dem wir uns täglich hinterfragen und gemeinsam überlegen, wie man eine Vereinnahmung verhindern kann.

Wenn es aber das Interesse Herthas ist, dauerhaft wirtschaftlich zu bestehen, deckt sich das zu 100% mit unserem Ziel.

Wie sieht Eure Kommunikation mit Herrn Teichert aus?

Wir treffen uns etwa einmal im Monat mit Hertha BSC und hier vorrangig mit Herrn Teichert, um die aktuellen Geschehnisse in der Stadionfrage zu besprechen. So ging es beim letzten Treffen um den Standort Festplatz und welche Möglichkeiten und Probleme damit verbunden sind. Das Gesprächsklima ist gut und wir haben da mittlerweile in unseren Augen eine sehr vernünftige Kommunikation.

Wie beurteilt ihr dessen Arbeit?

Grundsätzlich konnten wir ja nur das beurteilen, was man von außen mitbekommen hat. Dass das nicht immer positiv war, ist bekannt. Wir sehen es aber nicht als unsere Aufgabe an, Personalien zu beurteilen. Alle Fehler der Vergangenheit ändern nichts an der aus unserer Sicht absolut gegebenen Notwendigkeit, dass Hertha BSC ein eigenes Fußballstadion in Berlin benötigt. Dafür setzen wir uns ein.

Ihr habt die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses um Stellungnahmen gebeten. Wie ist der aktuelle Stand? Wie viele haben schon geantwortet und wie ist die Stimmungslage? Ist von Seiten des Parlaments mit Unterstützung für Eure Sache zu rechnen?

Wir haben vor, alle Protagonisten an einen runden Tisch zu bekommen. Hier wird demnächst von uns ein konkreter Vorstoß vorgenommen. Zur Unterstützung in der Politik war ich erstaunt, wieviel Politikerinnen und Politiker insbesondere bei den Grünen, der SPD und auch der CDU ihre Unterstützung zugesagt haben. Die FDP und die Linken schätze ich zur Zeit eher zurückhaltend ein. Die AfD hat sich mit der gesamten Fraktion gegen Herthas Pläne gestellt. Eines ist deutlich, wir müssen parteiübergreifend die Verantwortlichen gewinnen.

Habt ihr keine Angst, als Nervensägen wahrgenommen zu werden?

Was sind Nervensägen? Menschen, die alles hinnehmen sicherlich nicht. Menschen, die beim kleinsten Gegenwind einknicken auch nicht. Wenn Nervensägen sich aber dadurch auszeichnen, konsequent an einer Sache dran zu bleiben, großen Teilen der Hertha Fans eine Stimme verleihen, Freizeit dafür opfern und fest an den Erfolg zu glauben, ja dann hoffe ich sogar, eine Nervensäge zu sein. Die Erfahrung aber hat bisher gezeigt, dass es sehr viele Hertha Fans gibt, die froh sind, dass wir am Ball bleiben oder meinetwegen in diesem Sinn auch „nerven“. Zumal, wenn sich die richtigen genervt fühlen.

Was sagt ihr zu Sorgen, der Stadionbau würde für den Wohnungsbau dringend benötigte Flächen beanspruchen?

Auf dem Festplatz ist das eine Sorge, die wir natürlich nicht einfach wegwischen können. Auf dem von uns präferierten Olympiagelände ist eine Menge Platz vorhanden und eine weitere Wohnungsbebauung wurde definitiv ausgeschlossen. Der Olympiapark ist in erster Linie für den Sport da.

Wie schätzt ihr die Chancen einer „Gegenpetition“ ein, die sich dafür einsetzen könnte, dass die Politik aufgefordert wird, Hertha kein Grundstück zur Verfügung zu stellen?

Wir haben bisher nur vor einigen Monaten gerüchteweise im Internet von einer solchen Petition gehört. Bisher ist da noch nichts passiert. Grundsätzlich steht es natürlich jedem frei, eine solche Petition ins Leben zu rufen. Wir wären gespannt, ob eine solche Aktion dann mit Engagement, Diskussionen, Argumenten und weiteren Aktionen unterfüttert wird, oder ob außerhalb des „Die haben schon ein Stadion, solln`se halt besser spielen“ nicht viel kommt. Aber sicher würde eine solche Petition auch ihre Stimmen erhalten.

Einige Fans würden gern im Olympiastadion bleiben und genießen die mit dem Stadion verbundenen Vorzüge, wie z.B. fast immer auch spontan verfügbare Karten. Wie steht ihr dazu?

Uns ist es wichtig herauszustellen, dass wir nicht gegen das Olympiastadion, sondern für ein eigenes, reines Fußballstadion sind. Wir sind alle mit dem Olympiastadion groß geworden und uns würde ein Auszug nicht leichtfallen. In unserer Wahrnehmung, welche sich aus hunderten Gesprächen ergibt, ist es so, dass die Akzeptanz für ein eigenes Stadion in den letzten Jahren gewachsen ist. Viele erkennen die Notwendigkeit an und wünschen sich einen richtigen Hexenkessel. Wir akzeptieren es aber natürlich auch, dass es Fans gibt, die am liebsten im Olympiastadion bleiben möchten. Das Karten-Argument sehen wir aber ein wenig anders. Wir halten es grundsätzlich nicht für schlimm, dass man sich in Zukunft auch schon mal früher um Karten kümmern muss. Das klappt ja jetzt auch, wenn es gegen Union geht oder Dortmund zum Pokal-Halbfinale kommt. Es werden keine Dauerkarten-Inhaber oder Stamm-Zuschauer vertrieben. Wir halten es aber für durchaus positiv, wenn der Stadionbesuch keine beliebige Entscheidung nach aktueller Laune oder Wetter ist, sondern etwas, für das man sich schon vorher entscheidet, um dann unter der Woche voller Vorfreude auf den Sonnabend hinzufiebern. Hertha hat es durchaus verdient, dass ein Besuch im Stadion als bewusster Akt des Alltages eingeplant wird und nicht zum spontan besuchten Event verkommt.

Einige haben die Befürchtung, dass die Errichtung eines neuen Stadions zu steigenden Eintrittspreisen führt. Eine mit einer Verknappung verbundene höhere Auslastung könnte kaufmännische Begehrlichkeiten beim Veranstalter wecken. Wie beurteilt ihr das? 

Grundsätzlich wird im Jahr 2025 der Stadionbesuch wahrscheinlich nicht günstiger sein, als er es heute ist. Auch heute ist der Stadionbesuch teurer, als er es 2015 oder 2010 war. Glücklicherweise haben wir in Deutschland ein breites Bündnis von aktiven Fußballfans, welche sich dafür einsetzen, dass Fußball für möglichst alle sozialen Schichten bezahlbar ist und auch bleiben soll. Das entspricht auch unserer Sicht des Fußballs und insbesondere des Stadionerlebnisses, welcher ein verbindendes Element darstellt, in dem die (soziale) Herkunft egal ist, da die Leidenschaft zum Fußball und zu Hertha BSC entscheidend ist. Wir werden uns dafür einsetzen, dass sich auch in einem neuen Stadion möglichst alle gesellschaftlichen Schichten den Stadionbesuch leisten können.

Wie wird sich die Zuschauerstruktur durch ein neues Stadion nach Eurer Einschätzung verändern?

Wir spielen aktuell als einziger Bundesligist in einem Leichtathletik-Stadion und nehmen es nicht so wahr, dass sich die Zuschauerstruktur bei uns merklich von der in anderen Stadien unterscheidet. Gleiches gilt im Übrigen für die Preise. Von daher gehen wir nicht davon aus, dass sich die Zuschauerstruktur durch ein neues Stadion deutlich verändern wird.

Wie lautet Deine Prognose: Spielt Hertha wie angekündigt am im Juli 2025 in einem eigenen Stadion? 

Hertha BSC hält eine Option zur Verlängerung des aktuellen Vertrages. Sagen wir es so: Ich gehe davon aus, dass Hertha BSC keinen neuen Mietvertrag im Olympiastadion unterzeichnen wird.

Wir bedanken uns für das Gespräch.

So, nun seid ihr dran. Wie seht ihr das mit dem Stadion? Brauchen wir eine Fortsetzung des Interviews? Wird Hertha in den verbleibenden drei Tagen des Transferfensters noch tätig? Bleibt Arne oder presst er sich frei? Freizügigkeit oder Vertragstreue? Bin gespannt auf eure “Paffpaffpaff”-Antworten.

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